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Ein Frühlingsbesuch im Botanischen Garten Münster: Blütenzauber und Tropenflair trotz Regens

  • Autorenbild: Steffen
    Steffen
  • vor 6 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit


An einem kühlen, bewölkten Frühlingstag besuchte ich den Botanischen Garten Münster – ein grünes Refugium mitten in der Stadt, hinter dem historischen Schloss Münster gelegen. Obwohl der Himmel grau war und immer wieder leichter Regen fiel, hatte der Garten eine ganz eigene, fast verträumte Atmosphäre.


Blick durch den botanischen Garten Richtung Schloß auf den Sand Fläche
Blick durch den botanischen Garten Richtung Schloß

Der Frühling zeigte sich bereits an vielen Ecken: Zahlreiche Frühblüher wie Schneeglöckchen, Krokusse, Narzissen und erste Tulpen setzten fröhliche Farbtupfer in das noch zarte Grün.

Viele der großen Freianlagen waren natürlich noch im Übergang – die Hauptpflanzen, die im Sommer ihre volle Pracht entfalten, standen noch am Anfang ihres Wachstums. Doch gerade diese Mischung aus kühlem Wetter und aufbrechendem Leben hatte etwas Besonderes: ein stiller Neubeginn nach dem Winter.


Ein echter Höhepunkt des Besuchs waren die Gewächshäuser. Hier, geschützt vor Regen und Kälte, empfing uns sofort warme, feuchte Luft und ein betörender Duft exotischer Pflanzen. Viele tropische Gewächse blühten bereits in leuchtenden Farben: prachtvolle Orchideen, Bromelien mit auffälligen Hochblättern, riesige Farne und üppige Palmen bestimmten das Bild. Jedes Gewächshaus wirkte wie eine eigene kleine Welt – von feuchten Regenwäldern bis hin zu trockenen Wüstenregionen.



Besonders beeindruckend war auch der Besuch im Alten Tropenhaus. Dieses traditionsreiche Gebäude versprüht einen besonderen Charme, den wir an diesem Tag noch einmal bewusst genossen haben – denn ab Ende April 2025 wird das Alte Tropenhaus für eine umfassende Sanierung geschlossen. Die Bauarbeiten sollen bis Anfang 2026 dauern und dem Haus eine moderne Ausstattung verleihen, dabei aber den historischen Charakter bewahren.



Der Teich und die Landschaftsvielfalt

Im Herzen des Botanischen Gartens liegt ein großer, ruhiger Teich, der wie ein natürliches Zentrum wirkt und die umliegenden Pflanzbereiche miteinander verbindet.

Blick auf den Teich in der Mitte des Gartens
Blick auf den Teich im Garten

Der Blick auf die Wasserfläche verleiht dem Garten eine offene, entspannte Weite, die besonders an grauen Tagen eine beruhigende Wirkung entfaltet.

Eine Seite des Gartens ist deutlich höher gelegen und bildet einen sanften Hang. Hier wurde die Pflanzenwelt verschiedener Lebensräume eindrucksvoll nachgebildet: In den schattigen, feuchten Bereichen gedeihen Farne, Moose und andere typische Schattenpflanzen, die an dichte, feuchte Wälder erinnern. Nur wenige Schritte weiter ändert sich das Bild: Auf steinigem Boden wurde eine alpine Landschaft nachempfunden. Hier wachsen robuste Pflanzen, wie sie in den Hochlagen der Alpen zu finden sind – niedrig wachsende Polsterstauden, Enziane und andere Spezialisten für karge, sonnige Standorte.


Ein kleiner Wasserlauf zieht sich durch dieses abwechslungsreiche Gelände. Er beginnt am Hang, schlängelt sich zwischen Felsen und Farnen hindurch und mündet schließlich in eine kleine Sumpflandschaft, die sich am Rand des großen Teiches ausbreitet. In diesem feuchten Bereich finden sich typische Pflanzen der Übergangszone zwischen Wasser und Land – etwa Sumpfdotterblumen, Schilf und verschiedene Seggenarten. Der Übergang von trockener, steiniger Höhe hinab in die feuchte Niederung macht diesen Teil des Gartens besonders spannend und zeigt eindrucksvoll, wie eng verschiedene Lebensräume miteinander verbunden sind.


Gewächshaus mit fleischfressenden Pflanzen
Gewächshaus mit fleischfressenden Pflanzen

Ein Blick auf den klassischen Münsterländer Bauerngarten


Eines der besonderen Freilandbereiche im Botanischen Garten ist der traditionelle Bauerngarten. Gerade jetzt im Frühling lässt sich hier gut beobachten, wie die Beete vorbereitet und die ersten Pflanzen ausgesät werden. Typisch für einen klassischen münsterländischen Bauerngarten ist der klare, symmetrische Aufbau: Ein meist quadratisches oder rechteckiges Areal wird durch kreuzförmig verlaufende Wege in vier Beete geteilt, in deren Mitte oft ein Brunnen, ein kleiner Baum oder eine schmückende Pflanze steht.


In diesen Beeten werden Gemüse, Kräuter, Blumen und Heilpflanzen miteinander kombiniert – ganz nach dem Prinzip der Nutz- und Ziergärten vergangener Jahrhunderte. Typische Pflanzen eines solchen Gartens sind etwa Bohnen, Salat, Mangold und Möhren, aber auch alte Heilpflanzen wie Ringelblume, Salbei oder Beinwell. Zur Zierde blühen Sommerblumen wie Stockrosen, Malven und Cosmeen. Umrahmt wird der Garten oft von einer niedrigen Buchsbaumhecke oder einem einfachen Holz- oder Staketenzaun.


Der Bauerngarten im Botanischen Garten Münster vermittelt damit nicht nur ein Stück regionaler Gartenbaukultur, sondern zeigt auch, wie geschickt frühere Generationen Nützliches und Schönes miteinander verbunden haben. Besonders im Sommer, wenn alles in voller Blüte und Ernte steht, entfaltet dieser Bereich seinen ganz eigenen, ländlichen Charme.


Prachtvolle Frühblüher im Bauerngarten
Prachtvolle Frühblüher im Bauerngarten

Zur Geschichte des Botanischen Gartens Münster


Der Botanische Garten Münster blickt auf über 200 Jahre Geschichte zurück. Er wurde 1803 gegründet, kurz nach der Einrichtung der Universität Münster. Zunächst diente er vor allem als wissenschaftlicher Lehr- und Versuchsgarten für Mediziner und Naturforscher. Mit der Zeit entwickelte sich der Garten weiter, wurde erweitert und öffnete sich auch mehr der Öffentlichkeit.

Heute umfasst der Botanische Garten mehr als 8.000 Pflanzenarten aus allen Klimazonen der Welt – von heimischen Gewächsen bis zu exotischen Raritäten. Die Lage hinter dem barocken Schloss Münster, das Ende des 18. Jahrhunderts erbaut wurde und heute von der Universität genutzt wird, verleiht dem Garten zusätzlich eine besondere historische Kulisse.


Karte des botanischen Gartens
Karte des botanischen Gartens

Über die Jahrhunderte hinweg war der Garten immer wieder von Wandel geprägt – durch Kriege, wissenschaftliche Entwicklungen und die Bedürfnisse einer wachsenden Stadt. Dennoch blieb er immer ein Ort der Ruhe, der Bildung und der Begegnung mit der Natur.



Anreise zum Botanischen Garten Münster


Die Anreise ist denkbar einfach:

  • Mit dem Fahrrad: Münster ist eine der fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands. Direkt zum Schloss und damit zum Botanischen Garten führen zahlreiche Radwege.

  • Mit dem Bus: Mehrere Buslinie halten am Schlossplatz oder am Coesfelder Kreuz. Von dort aus sind es nur wenige Minuten zu Fuß.

  • Mit dem Auto: Parkplätze sind rund um das Schloss und am Aasee vorhanden. Da die Innenstadt allerdings stark frequentiert ist, empfiehlt sich die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder das Fahrrad.

  • Zu Fuß: Vom Prinzipalmarkt aus, dem historischen Zentrum von Münster, erreicht man den Garten in etwa 10 bis 15 Minuten zu Fuß.


Fazit

Trotz des trüben Wetters war der Besuch im Botanischen Garten Münster ein wunderschönes Erlebnis. Gerade das Zusammenspiel aus Regen, Nebel und den ersten Blüten verlieh dem Garten eine fast meditative Stimmung. Die Gewächshäuser boten einen willkommenen Zufluchtsort voller Farben und Düfte. Besonders spannend war es auch, im klassischen Bauerngarten den Beginn des neuen Gartenjahres zu erleben und die natürliche Vielfalt vom schattigen Farnhang bis zum alpinen Steingarten zu entdecken.

Ich freue mich darauf, den Garten im Sommer wieder zu besuchen, wenn die Freianlagen in voller Blüte stehen – und bin gespannt, wie das Alte Tropenhaus nach seiner Renovierung erstrahlen wird.

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